Von Friedrich Graf von Kalckreuth. Berlin, 2. Februar 1813. Dienstag

K. bedankt sich für die in Ifflands Brief erwiesene Güte, Nachsicht und Liebe durch die ausführliche Kritik an seinem dramatischen Gedicht Camillus. Da er gehofft hatte, seine öffentliche Laufbahn als Dichter damit zu eröffnen, schmerzt ihn der Verzicht auf die Aufführung. Nicht, dass diese öffentliche Laufbahn damit erledigt wäre, er ist überzeugt von seiner Berufung zum Dichter, nur beginnt sie nicht so ehrenvoll. Unser verworfenes Zeitalter muß mächtig und gewaltsam aus seinem Taumel gerissen werden [...]. Die neue Schule spiele nur mit eitel leeren Formen und habe die Kälte für alles Große und Schöne in den Gemüthern erzeugt [...] ihr Regiment muß gestürzt werden. Er erlaubt sich einige Bemerkungen zu I.s Kritik: So ist er wie dieser der Ansicht, dass das Stück gekürzt werden könne. Des Dichters Interesse müsse die Dichtung selbst und nicht die Aufführbarkeit sein; aber natürlich sei beides nach Möglichkeit zu vereinigen. Er glaubt, dass Camillus den Anforderungen besser genügt als Don Carlos; jener sei bedeutend kürzer. Camillus fessle den Zuschauer besser durch Äußerlichkeiten, Don Carlos errege das Herz weit mehr. Er schlägt konkrete Kürzungen, die ihn teilweise schmerzen, und Abänderungen vor, die das Stück aufführbar machen sollen. Er diskutiert die Frage von Prolog und Epilog und ob Camillus eine richtige Tragödie sei. Schließlich äußert er sich zu Einzelfragen der Besetzung und wiederholt seine Bitte, das Stück aufzuführen. Zuletzt erklärt er, dass er in diesen Tagen sein Trauerspiel Isidor abschließe, das er I. umgehend werde zukommen lassen.

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