Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 10. November 1812. Dienstag
Bedankt sich für die
Zuschrift (von Ifflands Sekretär?)
und nimmt mit Vergnügen zur Kenntnis, dass
die Reisen
geschäftlich erfolgreich sind und I. die Erwartungen seiner Bewunderer und Verehrer übertrifft. Es geht das
Gerücht, dass Wien im kommenden Frühjahr
so glücklich sein wird, I. wie schon zweimal zuvor begrüssen dürfen. Auch
lukrativ scheint es um diesen Plan nicht schlecht zu stehen. Kratter hat aus Lemberg
geschrieben, dass er Die Pflegesöhne
bereits nach Berlin geschickt hat
und 20 Dukaten Honorar dafür haben will. Castelli
und Körner bitten ebenfalls
um ihr Honorar. Kurländer wird sein
Schauspiel Pauline Wellenberg, das am
Vortag im Hoftheater gegeben und wie
verdient behandelt wurde, u. d. T. "Pauline Cettiri" nach Berlin schicken. Im
Hoftheater war am 22.10. So muß man Füchse
fangen zu sehen, mit einem gewissen Moreau in der Rolle von Herrn Christmann, der vor allem die
Fehler des verstorbenen Weidmann wiederholt,
aber das Publikum begeisterte. Moreau spielte mit ebenso großem Erfolg in Der Hausdoktor und Das Findelkind. Weigls
Liebhaber und Nebenbuhler gefiel und ist zu
empfehlen (29.10.). Die Komposition des geschickten Gyrowetz zu Das Winterquartier in
Amerika befriedigte die Liebhaber. Im Theater an der Wien wurde am
10.10.
Rudolph von Habsburg von M. H.
Mynart gegeben.
Das Stück wurde protegiert und besitzt auch einige schöne Stellen, aber
gefiel trotzdem nicht. Preciosa ist trotz
des Namens Cervantes schal und matt. Die Herberge bey Parma machte das ominöse
Kleeblatt vollständig, das für die Direktion ein ökonomisches Problem aufwirft.
Polawsky aus Prag, der in Wien im Vorjahr Gastrollen gegeben
hat, ist als Ruf in Die Schachmaschine
aufgetreten. Der Schluss des Briefes wirft die Frage auf, wie mit den
Schauspielerkontrakten umgegangen werde, da ja Lobkowitz bei der Übernahme des Theaters die Bedingung gestellt
habe, dass die Schauspieler mit Doppelkontrakten nur die Verbindlichkeiten am
Hoftheater zu leisten haben. S. legt dem Brief Johann von Paris in der Einrichtung von Seyfried bei; die von Castelli
sei nicht gedruckt. Die Nachschrift lässt Iffland ausrichten, dass er
sich auf seinen Besuch in Wien freut und lässt seine
Frau grüßen.