Von Julius von Voß an Michael Rudolph Pauly. Berlin, 4. April 1812.
Samstag
Zunächst Begleitbrief zu den Bemerkungen
über Die blühende und die verblühte Jungfer
und Die Blume vom Ganges. V. wiederholt
noch einmal, dass er nicht zu hoffen wagt, dass viel von ihm gegeben werde; er
stellt mehrere Stück zur Auswahl und zeigt
sich erfreut über das Interesse der Bühne für seine Stücke. Um vom
Nationaltheater Schaden abzuwenden, betont er, dass er mehr an den Erfolg von
"Die blühende und die verblühte Jungfer" als von Die Pfarre glaubt. Die umfangreiche Nachschrift ist eine Antwort auf
Paulys Brief vom 2. April, den V.
offenbar erst jetzt, zwei Tage später, in die Hand bekam. Er weist noch einmal
daraufhin, dass das große Genie (Iffland) die Mittelmäßigkeit (ihn, Voß) nur
verachten könne. V. erwartet, dass das, was er bezahlt bekomme, auch aufgeführt
werde; und wenn er jetzt das Honorar für zwei Stücke erhalte, von denen beiden
er nicht wisse, ob sie auf der Bühne gezeigt würde, nehme er es nur wegen der
großen Verluste an, die er gemacht habe. Wenn von den vier Stücken Mustapha Bairacktar, Die blühende und die verblühte Jungfer, Die Blume vom Ganges und Die Schlacht von Calahorra keines tauge oder
eines umgearbeitet werden müsse, so würde er es begrüßen, wenn ihm dies offen
mitgeteilt würde. V. würde die Änderungen nach besten Kräften vornehmen, um das
Stück auf die Bühne zu bringen. Das tue er bei Der
falsche Bräutigam nicht mehr, dessen Zeit sei abgelaufen. V. habe
übrigens den Text zu einer Oper David und
Michel halbfertig bei sich liegen. Eitelkeit sei es nicht, dass er so
viel liefere; und der Tag, an dem etwas von ihm gegeben werde, sei für ihn ein
Angsttag. Aber er sei Schriftsteller und müsse mit der Feder gegen das Leben
ankämpfen. Das Schwert habe er hinlegen müssen, weil man in Preußen keinen
Offizier brauchen konnte, der Kriegskunst studiert habe. P. Abneigung gegen die
Zeitungskritik teilt V. und führt eine
Rezension aus der Haude- und Spenerschen Zeitung
über Torquato Tasso an. Er hat sich
überlegt zu antworten, ist aber generell über die Möglichkeiten einer
Antikkritik skeptisch, schon weil er zweifelt, dass die Zeitungen sie
drucken.