Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 15. Februar 1813. Montag

Es ist S. unerklärlich, dass I. auf einen Brief von Pálffy vom 6. Januar d. J. nicht geantwortet hat, obwohl das Angebot ebenso vorteil- wie schmeichelhaft war. Da es sein kann, dass der Brief verloren gegangen ist , so hat S. den Auftrag erhalten, das Angebot zu wiederholen: Die Direktion des Theaters an der Wien lädt I. für Mai und Juni zu einem Gastspiel mit dreißig Gastrollen ein, wobei sie für jede Rolle 30 Dukaten in Gold bietet. I. müsse nur jeden zweiten Tag spielen, so dass Erholung jeweils gewährleistet sei. Zu einer freyen Einnahme würde man sich, wie ich glaube, auch verstehen, welche Ihnen dann ebenfalls gegen 4000 Dukaten abwerfen würde. Falls I. verhindert sein sollte, bittet man um eine rasche Antwort, damit man entsprechend neu planen kann. Da S. fürchtet, dass sein Bericht für Januar, den er zu Anfang diesen Monats abschickte, den Ort seiner Bestimmung nicht erreicht hat, fasst er hier das Wesentliche noch einmal zusammen: Im Hoftheater wurde gegeben: am 1.1. Der leichtsinnige Lügner von Schmidt, ohne großes Glück, am 11.1. Hedwig von Körner (das Stück gefiel bis auf einige grelle Szenen), am 25.1. Welche ist die Braut? von Madame Weißenthurn Da sie I. das Stück ohnehin zuschickt, braucht S. über den Inhalt nichts zu sagen. Es gefiel, insbesondere einige Stellen mit Ausfällen gegen den Sammler und Beobachter. Das hieß den Zeitschriften den Fehdehandschuh hinwerfen. Der Sammler replizierte mit Plagiatsvorwürfen, auf die Madame Weißenthurn antwortete. Im Theater an der Wien gab es Zriny von Körner und Der Schusterfeyerabend, eine possenhafte Oper aus der Leopoldstadt. Neben Polawsky, der nach Prag zurückgehe, führt S. weitere Abgänge und Todesfälle aus dem Ensemble auf. Die neue komische Oper Die vornehmen Wirthe, deren Zettel er beilegt , hat sehr gefallen und ist wirklich allerliebst.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Dezember 1813. Sonntag

S. geht davon aus, dass die am 18.11. verschickten fünf Manuskripte: Herrmann, Zriny, Heinrich von Hohenstaufen, Die Bürger in Wien und Deutscher Sinn sowie die Gedichte Die Schlacht und Germania mitsamt der Subskriptionsliste und den Berichten bis Ende Oktober bei I. eingegangen sind. Die Regie bittet darum, dem Hoftheater bald möglichst Die drey Ringe zu übersenden. Frau Weißenthurn empfiehlt sich und lässt fragen, ob er die von Weigl komponierte Musik zu den Chören von Herrmann wünscht. Frau Pichler sendet einen Nachtrag zu Heinrich von Hohenstaufen, der zu ihrem Ärger vom Kopisten ausgelassen wurde. Ferner legt S. die Theaterzettel für beide Stücke bei. Es folgt der Bericht für November: Im Hoftheater wurde am 13.11. Cumberlands Der Westindierneu bearbeitet von Reinbeck gegeben; die Neubearbeitung, in der schlechte alte durch nicht bessere neue Redensarten vertauscht wurden, erregte Gähnen und wird wohl nur kurz zu sehen sein. Am 24.11. hatte Der Deserteur, bearbeitet von Ehlers und mit neuen Musikstücken, in dieser neuen Fassung Erfolg beim Publikum. Am selben Tag war das Trauerspiel Herrmann zu sehen; von einer Mitkünstlerin verfasst, enthält sich S. jeden Urteils; das Stück hat einzelne große Schönheiten und wurde bereits viermal bei gut gefülltem Haus, aber nicht lautem Beifall gegeben. Im Theater an der Wien wurde ebenfalls am 24.11. Das lustige Beylager gegeben. Das Stück, das im Leopoldstädtischen Theater an seinem Ort ist, behagte dem feineren Publikum an der Wien nicht so ganz. Herr Schuster aus dem Leopoldstädtischen Theater spielte die Rolle des Herrn von Haspel. Beide Theaterdirektoren, denen das Wasser bis zum Hals stünde, unternehmen nur wenig, um ihre Lage zu verbessern. S. legt sein Gedicht auf die Schlacht von Leipzig bei. Er lässt Ifflands Frau und Madame Unzelmann grüßen und bittet darum, Ziegler das Schicksal seiner Stücke wissen zu lassen.