Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 2. August 1805. Freitag

S. dankt für I.s Brief vom 12. Juli, den er erst nach seiner Rückkehr von Ungarn, wohin er mit dem Charakterschauspieler Krüger gereist sei, erhalten habe. Sie hätten beide dort mit viel Vergnügen gespielt. I.s Wunsch, von Trübensee, Musiker der Kapelle des Fürsten Lichtenstein, die Oper Die Uniform zu kaufen, wolle er erfüllen. Die Oper komme mit dem nächsten Postwagen. S. habe auch einen Brief von Jacobi erhalten, der um Rechnungen nachfragt und sich zu Bezahlungsmodalitäten äußert. Über die Schwierigkeiten der verschiedenen Währungen. - Folgende Neuheiten seien an beiden Hoftheatern im Juli aufgeführt worden: 22.: Die Wilden, Oper von Sonnleithner, Musik von Dalayrac. Die Oper habe trotz des guten Spiels der Eigensatz nicht gefallen. - 25.: Zaire, heroische Oper, Musik von Federici. Die berühmte Sängerin Madame Bertinotti sei engagiert worden. Braun habe sie auf seiner Reise in Bologna engagiert. Bertinotti habe nicht gefallen. - 29.: La virtù premiata dell'amore, ein Schauspiel mit Gesang nach der Pamela des Goldoni, habe keine günstige Aufnahme gefunden. 30.: Die Oper Die Tage der Gefahr sei unter dem Dirigat von Cherubini persönlich aufgeführt. Cherubini sei mit lärmendem Beifall empfangen worden und die Oper habe gefallen. Braun habe Cherubini aus Paris mitgebracht, er solle zwei Opern schreiben. Braun soll Schauspieler aus Paris engagiert haben, auch die Tänzerin Madame Coralli und ihren Mann. Außerdem seien Pantomimen und Gladiatoren engagiert worden, welche sich in einem Kampfspiel im Zirkus (im Ballett Vologesus) zeigen werden. Sogar ein Bauchredner sei aufgenommen worden. Den Feuerfesten Mann aus Paris und den Wassertreter habe man leider nicht bekommen können. - Am 27. sei Braun angekommen. Die Einnahmen im Palais seien schlecht gewesen, mit Ausnahme der Opern Die Tage der Gefahr und Die gebesserte Eigensinnige. - Herr und Madame Coralli hätten mehr Gehalt als fünfzehn brauchbare Schauspieler. Bis auf Lange, der noch in Graz sei, seien nun alle Schauspieler zurück. Herr Koch und Madame Roose seien in Salzburg, Weidmann in Brünn gewesen. - Theater an der Wien, Juli: 3.: Swetards Zaubertal sei wegen der Dekorationen und dem Spektakel gut aufgenommen worden. - 6.: Der Bettelstudent mit Weidmann in der Hauptrolle. 9.: Der Kobold, wieder mit Weidmann. 29.: Theophana, ein Trauerspiel. Schikaneder befinde sich mit seiner Direktion wohl. Im Theater des Karl Hensler sei außer ein paar Pantomimen nur ein neues Singspiel gegeben worden: Die Berggeister. Das Werk habe nicht gefallen, man habe inzwischen schon so viele Geister gesehen. Das Lustspiel Diesmal meint er es so von Sonnleithner schicke S. mit der Oper. Am 7. und 8. Juli habe sich eine schreckliche Szene ereignet: Wegen der steigenden Lebensmittelpreise habe am 7. eine Menge Volk einen Bäckerladen gestürmt und Brot, Mehl, Semmeln, Möbel und Betten auf die Gasse geworfen. Daraufhin habe das Militär eingegriffen. Es habe 13 Tote und Hunderte Verletzte gegeben.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 3. September 1805. Dienstag

Im August seien an den Hoftheatern folgende neue Werke gespielt worden: 12.: Madame Koberwein aus Breslau sei im Stück Das Schmuckkästchen [= Die Stricknadeln] aufgetreten, sie habe nicht missfallen. 19.: Unbesonnenheiten, trotz des Spiels von Weidmann werde das Stück eines Unbekannten das Schicksal haben, gleich zu sterben. Wegen des Geldmangels nehme die Direktion jetzt Stücke von Studenten und anderen. Diese Ausgeburten würden dann nur einmal oder zweimal gespielt. 14.: Die Deutschen Kleinstädter. Die Koberwein habe mit Glück gespielt. 17.: Apollo als Hirt. Ballett von Gallet. Herr und Madame Coralli seien mit geteiltem Beifall aufgenommen worden. 19.: Der Ersatz mit Madame Koberwein. 24.: Die Jäger mit Madame Koberwein, die sehr gefallen habe. An diesem Tage habe sich der Theaterdiener Jakob Ostenrieder kurz vor der Probe von Die Jäger erschossen. Er sei verschuldet gewesen. 28.: Die heftige junge Frau von Sonnleithner. Der Baron habe La jeune femme colère in Paris gesehen und spreche mit Entzücken davon. Das Stück mache kein Glück. Man glaube, dass der deutsche Schauspieler in dem Konversationsstück das Runde, Gewandte, Belebende des französischen Schauspielers nicht besitze. Die deutsche und die italienische Oper haben bis 16. Ferien gehabt. -Theater an der Wien: 10.: Vestas Feuer, eine große Römische Oper von Schikaneder, Musik von Weigl. Das Werk habe gefallen und sei schon 14 Mal gegeben worden. Diese Oper und Swetards Zaubertal würden das Theater füllen. 22.: Das Mädchen als Husar. Große Pantomime. Man habe für dieses Werk viele Proben, die über acht Stunden gedauert hätten, gehalten. Man habe jedoch in Wien noch keine solch abscheuliche Absurdität auf ein regelmäßiges Theater gebracht. 15.: Das Fischermädchen von Neustadt von Stegmayer habe gefallen. - 27. und 28. Lodoiska, in diese von Cherubini dirigierte Oper habe man neue Gesangsstücke eingelegt. Allgemeiner Beifall. - 31.: Der Besuch nach dem Tode von Guttenberg habe sehr missfallen, offenbar mag solche Besuche keiner. - Im Leopoldstädtischen Theater: 2.: Der Mohr von Semegonda gefalle den Wienern. - 10.: Das Nixenreich werde sehr oft gegeben. - 29.: Telemach belustige die Wiener. - Es folgen Reflexionen über das Wiener Theater: Zu den Gagen von bestimmten Sängern und Cherubini, die mehr bekämen als die deutschen Schauspieler zusammen. Braun habe seinen Bruder Joseph als Stellvertreter ernannt, da Braun seine Güter beaufsichtigen müsse. Erwähnung von Sonnleithner, Brockmann, Leifer und Krüger. - Swetards Zaubertal könne I. für 9 Kreuzer haben. Lange habe in Graz sehr gefallen, Ballettmeister Gallet gehe ab.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Oktober 1805. Samstag

In beiden Hoftheatern habe man folgende neue Stücke aufgeführt. September: 10.: Die Verläumder von Kotzebue. Bayer, Mitglied des Ständischen Theaters in Prag, sei zum ersten mal aufgetreten. - 13.: Verbrechen aus Eifersucht mit Lange. - 14.: Julius Sabinus (Giulio Sabino). Herr Crescentini, der voriges Jahr gefeiert worden sei, habe nicht gefallen. - 17.: Die Hausfreunde. S. füge den Theaterzettel bei, damit I. die Besetzung vor Augen habe. Die Herren Brockmann, Krüger, Koch und Leifer hätten vorzüglich gespielt. Das Stück sei innerhalb von 5 Tagen drei Mal gespielt worden. - 20.: Othello. Herr Bayer, der sehr mittelmäßig sei, habe den Othello gespielt. Lange, der sonst diese Rolle spiele, sei unübertrefflich. - 24.: Milton von Jouy und Dieulafoy, übersetzt von Treitschke, Musik von Spontini, habe gefallen. - 27.: I Temperamenti contrari, eine Farce mit Gesang, habe man nicht sonderlich goutiert. Aber der Tenorist Sommariva, der in dem Stück aufgetreten sei, habe sehr gefallen. - Im Theater an der Wien verdiene die Oper Palmer von Burin Erwähnung. Das Werk habe allgemein gefallen, die Eigensatz habe brilliert. S. könne die Oper für 8 Dukaten verschaffen. Des Weiteren sei die Operette Alexis von Dalayrac für 6 Dukaten, List und Zufall von Süßmayr für 8 Dukaten und Der Belagerer oder die Wildnis bey Florenz von Paër für 9 Dukaten zu haben. - In der Leopoldstadt habe man nichts von Bedeutung geben. Schikaneder sei mit der Oberdirektion in höchster Spannung. Kapellmeister Teyber sei nach Odessa, wohin er engagiert sei, abgereist. Brockmann habe seine Stelle als Regisseur und Repräsentant wegen der Installation von Baron von Brauns Bruder niedergelegt. Zitterbart werde, sagt man, den Prozess gegen die jetzige Direktion an der Wien gewinnen. Herr Klingmann reise nach Stuttgart, München und Frankfurt. - In Wien sehe es sehr kriegerisch aus. Das Militär sei fast ganz abmarschiert. In Schönbrunn werde alles zum Empfang des russischen Kaisers vorbereitet. Der österreichische Kaiser reise bald nach Ungarn zum Landtag. - Madame Weißenthurn warte auf Antwort.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 4. November 1805. Montag

S. hoffe, dass I. die Oper Die Uniform und den Hoftheaterkalender für kommendes Jahr bekommen habe. Von Arnstein komme ein Wechsel über 8 Dukaten. 6 Dukaten bekomme S. für die Monate Juli bis November, 2 Dukaten für Auslagen. - Auf den Hoftheatern habe es im Oktober folgende Neuheiten gegeben: 4.: Friedrich von Österreich von Hormayr, Verfasser der Schrift: Wer ist der angreifende Theil, Österreich oder Frankreich. Das Stück sei ein historisches Gemälde und habe gefallen. Lange und Koch seien herausragend gewesen. - 15.: Das Mädchen aus Sibirien, von dem Verfasser des Stücks Der Korb. Das neue Stück habe keinen Erfolg gehabt und sei nur wenige Male gegeben worden. 23. Il Podesta di Chioggia. Die komische Oper von Orlandini habe nicht gefallen. Überhaupt scheine die italienische Oper die Zeiten ihres ehemaligen Glanzes verloren zu haben. 26.: Die Gartenmauer, Lustpiel von Sonnleithner. Die Idee des Stücks, das ein paar artige Szenen habe, sei nicht neu. - Im Theater an der Wien: 12.: Minna und Peru, Oper von Schikaneder. Das Stück sei nur einmal aufgeführt worden. Schikaneders Produkte hätten so ziemlich alle das Schicksal, in die alte Rüstkammer zur Ruhe verwiesen und als seltene Aktenstücke aufbewahrt zu werden. Das seien alle Neuigkeiten. Palmer gefalle weiterhin. Die Einnahme seien auf der Wieden schlecht und die Oberdirektion mit Schikaneder unzufrieden, die Spannung sei aufs Höchste gestiegen. Auslassungen über die Verwaltung und Ökonomie des Theaters an der Wien. - Leopoldstädtisches Theater: 4.: Martin Metz, Schlossergell von Wien. Das Stück habe wegen seiner Lokalität und wegen des Patriotismus gefallen. - 14.: Der Wachtmeister habe missfallen. - 23.: Antiope und Telemach. Der Verfasser habe es nur auf das österreichische Publikum abgesehen. I. sehe, dass das Wiener Theater brachliege. S. habe die Aufführung von Kotzebues Die Organe des Gehirns im Hoftheater vergessen. Man sagt, dass man kein Feind Kotzebues seien dürfe, wenn er seine Freunde so schlecht behandle. Kotzebue soll noch vor Kurzem ein Lobredner von Gall gewesen sein. Das Stück habe gefallen, Koch habe gut gespielt. Klingemanns Reise nach München, Stuttgart und Frankfurt dürfte bei den jetzigen Ereignissen nicht ergiebig werden. Ziegler habe die Regie aufgegeben. Brockmanns Resignation mache bei der Direktion Sensation. Die österreichische Armee habe bei Ulm ein unglückliches Schicksal erfahren. Man baue nun auf die Russen und Preußen.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 2. Januar 1806. Donnerstag

An den Hoftheatern seien im Dezember 1805 folgende neue Stücke aufgeführt: 4.: Der Ring von Schröder. Brockmann habe den Grafen gespielt. Selbst die der Sprache unkundigen Franzosen seien über sein Spiel entzückt gewesen. - 19.: Die Entzifferung, Oper von Salieri. Die Oper und die Sängerin Marconi hätten nicht gefallen. 29.: Hamlet. Ein gewisser Koch aus Salzburg habe als Gastrolle den Hamlet gespielt und sei schon vergessen. - Theater an der Wien: 4.: Der Becher Eis, komische Oper aus dem Französischen. Das Stück sei ganz durchgefallen. - Laura. Schauspiel, das Stück sei ebenfalls durchgefallen. - 31.: Die Halskette, Lustspiel, das Stück sei auch durchgefallen. - Leopoldstädtisches Theater: 6.: Wer das Glück hat, führt die Braut nach Hause, Oper. Das Stück habe keine Wirkung gemacht. 17.: Der Doppelpapa, Lustspiel. Es sei ebenfalls ohne Wirkung geblieben. - 20.: Der Alte vom kahlen Berge. Die Zeit der Märchen und Volkssagen scheine auf das Volk keine Wirkung mehr zu machen, da es von dem Druck der wirklichen Gegenwart niedergebeugt werde. - I. sehe, dass die Ausbeute sehr gering sei. Als der Kaiser erfahren habe, dass das Ballett entlassen sei, habe er befohlen, es wieder einzustellen. Auch die italienische Oper, da es das vaterländische Spektakel des Hofes sei, werde vermutlich bleiben. Crescentini und Bianca von der italienischen Oper seien von Napoleon, bei dem sie mehrmals in Schönbrunn gewesen seien, nach Paris engagiert. Crescentini werde als Kammersänger des Kaisers 300000 Franken erhalten. Mademoiselle Eigensatz verlasse das Theater und heirate einen polnischen Grafen. Es folgen Äußerungen über die Schauspieler Koch und Klingmann. - Weil der Erzherzog Karl keine Lebensmittel nach Wien habe lassen wollen, sei Napoleon aufgebracht. Nun würden alle aus Angst vor dem Ausbruch neuer Feindseligkeiten zittern. Der Mangel werde jeden Tag sichtbarer, die Verteurung der Lebensmittel enorm. Die Bedingungen des Friedens seien schrecklich. Tirol, die veneziatischen Staaten, Dalmatien, Vorderösterreich und Breisgau seien verloren. Bayern und Württemberg würden Königreiche werden. Die Russen hätten bei Austerlitz ihre Pflicht nicht getan.

Von Friedrich Karl Sannens. Berlin, 2. Februar 1806. Sonntag

I. werde Claudine, die Oper Milton, die Musik des Traums in Richard Löwenherz und den Theaterzettel von I.s Der Oheim erhalten haben. Im Januar seien folgende Stücke auf den Hoftheatern aufgeführt worden: 4.: Der Oheim (Die Seelenwanderung). Die Kenner des feinen Geschmacks hätten auch dieses Mal dem großen Menschen-Maler gedankt für das reine Vergnügen. - 10.: Weltton und Herzensgüte von Ziegler habe nicht gefallen. - 14.: Fridolin von Holbein nach Schiller. Das holprige Produkt habe gefallen. - 17.: Das Singspiel an den Fenstern, nach dem Französischen von Treitschke, Musik von Niccolò. Treitschke habe gesagt, dass er I. das Buch schon geschickt habe. - 27.: Claudine, Schauspiel von Pigault-Lebrun, übersetzt von Sonnleithner. - 29.: Amor non ha ritegno, von Kapellmeister Mayr. Die Zeit der italienischen Opern sei vorbei. - Am 12. seien die Franzosen bis auf die Kranken und Blasierten abgereist. Am Tag darauf habe man das Schauspiel Der Tag der Erlösung gegeben, was man sehr analog gefunden habe. - 16.: Der Kaiser sei unter allgemeinem Jubel in Wien angekommen. - Crescentini sei nach Paris abgereist. - Die Theater seien jetzt gut besucht. Klingmann sei zurück von seiner Reise. - Im Theater an der Wien seien folgende Stücke im Januar 1806 aufgeführt worden: 11.: List und Zufall. Diese Oper sei erschienen, um auf immer zu verschwinden. - 29.: Albrecht der Streitbare. Dieses Schauspiel von Stegmeyer habe etwas Sensation gemacht. - Auf dem Theater an der Wien gebe man nichts von Bedeutung. In der Leopoldstadt seien folgende neue Stücke gegeben worden: 11.: Eins und Drey, komische Oper, habe nicht gefallen. - 18.: Es ist Friede. Diese patriotische Ergießung gefalle sehr.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 3. März 1806. Montag

I. werde S.s Brief vom 2. mit der Claudine und dem Januarbericht erhalten haben. - Neuheiten der Hoftheater im Februar: 6.: Das verlorene Kind von Kotzebue. Das Stück sei aufgeführt worden, weil es gedruckt sei und also nichts gekostet habe. Obwohl Brockmann gespielt habe, habe das Publikum das Stück für einen untergeschobenen Wechselbalg gehalten. - 17.: Die Schule der Frauen, Lustspiel von Kotzebue nach Molière, getreu und frei übersetzt. Man habe schon über die Worte getreu und frei lachen müssen. Trotzdem Koch den Arnulph mit ganzer Kunst gespielt habe, sei das Stück durchgefallen, weil man es pöbelhaft und possenhaft gefunden habe. - 25.: Faniska, eine große Oper in drei Akten von Sonnleithner und Cherubini. Die Oper habe wegen der vielen neuen musikalischen Gedanken gefallen. Heute sei die dritte Vorstellung, deren Einnahme Cherubini erhalten werde. S. schicke demnächst das Buch. Die Italiener seien nach dem Karneval gegangen, das Ballett komme wieder. Durch die italienische Oper spare Braun jährlich 4000 Florin. Jetzt gebe es in beiden Hoftheatern deutsches Schauspiel und deutsche Oper im Wechsel. - Nun heiße es, im Schweiße seines Angesichts sein Brot verdienen. - Die Epidemie greife täglich mehr um sich und man habe täglich mehr als 100 Tote. Die Russen würden das Nervenfieber verbreiteten. Auf dem Lande und in Ungarn sei es noch viel schlimmer. Besonders arme Leute und das Militär würden sterben. Auch am Theater seien viele krank, so der Baron und Lange. - Im Theater an der Wien habe man im Februar folgende neue Stücke gegeben: 3.: Sargines, Oper von Paër, übersetzt von Weigl. Dass diese meisterhafte Musik so wenig Wirkung gemacht habe, habe an der Lausigkeit gelegen, mit der in diesem Theater alles gegeben werde, und daran, dass man aus Ökonomie keine pompösen Dekorationen mache. - 9.: Die Schwestern von Prag. Baumann vom Hoftheater sei darin mit Beifall aufgetreten. Die Kasse habe 1700 Florin eingenommen und man habe das Stück inzwischen schon fünfmal vor vollem Haus gespielt. - 15.: Die Eisenkönigin, Zauberoper von Schikaneder, habe wenig Glück gemacht. Schikaneder gebe am 19. seine letzte Vorstellung, verkaufe sein Haus in Nußdorf und gehe nach Bayern. - Im Leopoldstädtischen Theater habe man im Februar folgende Stücke gegeben: 4.: Dämona, ein Feenmärchen mit Gesang. Das Stück gefalle sehr. - 24.: Johanna von Montfaucon. Der Zulauf sei groß gewesen, die Kasse und das Publikum hätten sich gut befunden. - Alle Verehrer I.s würden den wärmsten Anteil an der Auszeichnung nehmen, die I. von Alexander widerfahren sei, indem dieser I. einen Ring von so großem Wert geschenkt habe. Man schätze an Alexander, dass er große Verdienste zu würdigen wisse. - Carolus Magnus, der zweite Teil von Die Deutschen Kleinstädter, sei hier angekommen, werde aber nicht aufgeführt, weil es ganz Posse von der niedrigsten Art sei.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 8. Mai 1806. Donnerstag

Nach der vierzehntägigen Osterpause seien die Theater mit Das Schreibepult, Die gefährliche Nachbarschaft und dem Ballett Paul und Rosette eröffnet worden. Diese unbegreifliche Lauigkeit habe das Publikum übel aufgenommen. Im April habe es in beiden Hoftheatern folgende Neuigkeiten gegeben: 14.: Der Botaniker, Lustspiel aus dem Französischen des Dupaty von Sonnleithner. Das Stück habe wegen der delikaten Behandlung und der guten Aufführung mit Koch und Krüger gefallen. - 22.: Wer Herzen behält, hat nichts verloren, Schauspiel von Weißenthurn. Das Stück sei eine gut gemeinte patriotische Deklamation, um den Souverän über seinen Verlust zu trösten. - Im Theater an der Wien: 21.: Olane, ein großes heroisch-romantisches Gemälde aus den Zeiten Alexanders des Großen von Guttenberg. Der Verfasser sei ehemals Hofdichter in München gewesen. Das Stück habe gänzlich missfallen und nur Form bekommen, weil Klingmann und Hruschka darin gespielt hätten. - Madame Roose wolle jetzt auch im Theater an der Wien spielen. Schikaneder privatisiere in Nußdorf. - Leopoldstädtisches Theater: 17.: Die eiserne Jungfrau, Märchen mit Gesang von Alois Gleich, Musik von Kauer. Das Stück habe gefallen. Es seien also nur vier neue Stück in allen vier Theatern herausgekommen. - Zieglers Stück Das Mädchen von Wien habe die Zensur verboten. - Die erste Tänzerin Decaro habe Wien verlassen. Nächsten würden Die Weihnachtsfeyer von Schmidt und Blinde Liebe von Kotzebue gegeben. Krüger wolle an I. schreiben, denn er beabsichtige in seiner Vaterstadt einige Gastrollen zu geben.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 4. Juni 1806. Mittwoch

S. schicke drei Stücke, zwei gedruckte Opern (Das Singspiel an den Fenstern, Die Festung an der Elbe) und das Lustspiel Die Braut durch Bestellung als Manuskript . Es sei ein Preisstück des hiesigen Hoftheaters, werde nach den Ferien gegeben werden . Der Verfasser wünsche sehr, dass es in Berlin aufgeführt werde. Der Verfasser wünsche, dass I. die Rolle des Schellenberg spiele, in Wien werde Koch die Rolle übernehmen. - Folgende Neuheiten seien im Mai auf den Hoftheatern gegeben worden: 3.: Die besondere Familieneigenschaft, Lustspiel nach dem Französischen von Graf Pálffy. Das langweilige Geträtsche sei nur ein paarmal aufgeführt worden. Der Graf sei Aktionär und Mitdirektor der künftigen Theaterregierung. - 7.: Herr Großmann aus Schwerin sei in der Schachmaschine als Graf Balken ohne Glück aufgetreten. - 13.: Idomeneus, König von Kreta, Musik von Mozart, Text von Treitschke. Die Oper habe trotz des großen Namens keine sonderliche Aufnahme gefunden. - 28.: Die Weihnachtsfeyer von Schmidt habe gute Wirkung gemacht, wozu freilich das Spiel viel beigetragen habe. - Theater an der Wien: 3. Die Festung an der Elbe, Oper nach dem Französischen von Castelli mit Musik von Fischer, der Komponist dieses Theaters sei. Es sei eine recht artige Oper mit guter Musik. - 14.: Der Perückenmacher, Posse von Hasenhut, Musik von Eulenstein. Der hier so beliebte Thaddädel habe als Verfasser und als Perückenmacherjunge nicht verhindern können, dass die Oper übel weggekommen sei. - 20.: Klingmann sei bei vollem Haus mit Beifall als Albrecht aufgetreten. -27.: Marina, Königin der Amazonen von Holbein, Musik von Gyrowetz. Roose sei als Marina mit Beifall aufgetreten. Das Melodram habe man jedoch sehr langweilig und schleppend gefunden. - Ausführungen über Engagement und Gage der Schauspielerin Roose. - Madame Holbein, die Gräfin von Lichtenau, sei auf dem Weg nach Wien gewesen, sei aber dann wieder zurückgereist, weil sie von der Conduite ihres Mannes Dinge erfahren habe, die sie nicht erwartet habe. Holbein sei jetzt in Graz, wo er Gastrollen gegeben habe. - Der Verkauf der Theater sei noch nicht abgeschlossen. Braun erhalte lebenslang 4000 Florin jährlich. Der Bruder des Barons werde mit 5000 Florin jährlich beim Theater angestellt. Sekretär Sonnleithner werde übernommen. Koberwein und seine Frau gingen nach München, Stuttgart und Frankfurt, Lange und Weidmann nach Gratz, Koch wieder nach Regensburg und Krüger wolle nach Berlin gehen, wohin S. ihn gern begleiten wolle. Im Theater in der Leopoldstadt habe in diesem Monat nichts gefallen. Der Mohr von Wien, eine Parodie von Der Mohr von Venedig eigne sich nicht für das Berliner Theater.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Juli 1806. Samstag

S. habe I.s Brief vom 19. erhalten und habe Folgendes darauf zu sagen: die Notizen vom Leopoldstädter Theater besorge Herr Hensler, der noch immer Direktor sei und sich wohl befinde. Hensler lasse I. grüßen. Über die Hoftheater werde S. weiterhin berichten. Jedoch könne er nicht mehr ins Detail gehen, weil sich S. mit artistischen wie auch mit ökonomischen Einzelheiten weder bei der hiesigen Direktion noch bei der Polizei empfehlen würde. Man dürfe über die Direktion der Hoftheater nicht schreiben, ohne es ihr vorher mitzuteilen. Des Weiteren bestehe eine Regierungsverordnung, dass man selbst einen Kaufmannsbrief von der Polizei zensieren lassen müsse. I. möge nicht glauben, dass sie hier wie in Spanien unter Kardinal Jiménez lebten. - Neuheiten in den Hoftheatern im Juni: 10.: Die heimliche Ehe nach Il matrimonio segreto von Cimarosa. So sehr damals das Original gefallen habe, so sehr habe die modernisierte Gestalt missfallen. - 11.: Die Überlisteten. Das Lustspiel nach dem Französischen des Belin habe das Schicksal der Oper gehabt. 21.: Prüfung der Treue von Lafontaine habe sehr gefallen und wurde dreimal bei vollem Hause gespielt. 28.: Die vier Vormünder, Lustspiel oder besser Burleske aus dem Englischen. Das Stück habe gänzlich missfallen und man habe sogar gefürchtet, es nicht zu Ende spielen zu können. Es sei zum Namenstag von Braun gespielt worden. - Im Theater an der Wien habe man im Juni folgende neue Stücke gegeben: Der Schauspieler wider Willen, Lustspiel von Kotzebue, für dieses Theater von Duprée eingerichtet, worin der Bearbeiter neun Rollen spiele. Das Stück sei wenig goutiert worden. 28.: Die Neger auf Domingo vom Maler Ahrbeck, worin Madame Roose, Herr Klingmann und Madame Hruschka aufgetreten seien. Das Stück habe missfallen.- Mademoiselle Lange, Tochter des Schauspielers Lange, habe zum ersten Mal die Bühne als Zerlina im Don Juan betreten. Sie habe sehr gefallen, sei aber nicht engagiert worden. Lange habe das Lumpenhonorar zurückgewiesen. Folgende Schauspieler seien verreist: Herr Lange nach Graz, wo Roose vor einigen Wochen auch gewesen sei. Bernhard sei nach Ofen gegangen, Korn mit seiner Frau nach Prag, Koberwein mit seiner Frau nach Frankfurt, Ziegler nach Ungarn und Koch nach Stuttgart, wo der König einen Direktor fürs Theater suche. Der berühmte Dekorationsmaler Platzer sei gestorben. - Vor ein paar Tagen sei die neue Oper Das Admiral-Schiff gegeben worden. Treitschke sei in den Kulissen während dieser Vorstellung verletzt worden. Schikaneder verkaufe sein Gut in Nußdorf und gehe nach Augsburg, wo ihm der König eine Kirche und das Gebäude eines aufgehobenen Kloster schenken wolle, um daraus ein Theater zu bauen. - Ausführungen über den Verkauf der Hoftheater unter Erwähnung von Baron Braun, Sonnleithner, Pfersmann, Baron von Böck, Herrn von Röhrl [?], Herrn Escherich und den sieben Kavalieren. Über das Theater in der Leopoldstadt mache S. keine Ausführungen, sondern füge eine Stückliste bei. S. bitte um Entscheidung in Betreff des Stücks Die Braut durch Bestellung.

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