Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Juli 1806. Samstag

S. habe I.s Brief vom 19. erhalten und habe Folgendes darauf zu sagen: die Notizen vom Leopoldstädter Theater besorge Herr Hensler, der noch immer Direktor sei und sich wohl befinde. Hensler lasse I. grüßen. Über die Hoftheater werde S. weiterhin berichten. Jedoch könne er nicht mehr ins Detail gehen, weil sich S. mit artistischen wie auch mit ökonomischen Einzelheiten weder bei der hiesigen Direktion noch bei der Polizei empfehlen würde. Man dürfe über die Direktion der Hoftheater nicht schreiben, ohne es ihr vorher mitzuteilen. Des Weiteren bestehe eine Regierungsverordnung, dass man selbst einen Kaufmannsbrief von der Polizei zensieren lassen müsse. I. möge nicht glauben, dass sie hier wie in Spanien unter Kardinal Jiménez lebten. - Neuheiten in den Hoftheatern im Juni: 10.: Die heimliche Ehe nach Il matrimonio segreto von Cimarosa. So sehr damals das Original gefallen habe, so sehr habe die modernisierte Gestalt missfallen. - 11.: Die Überlisteten. Das Lustspiel nach dem Französischen des Belin habe das Schicksal der Oper gehabt. 21.: Prüfung der Treue von Lafontaine habe sehr gefallen und wurde dreimal bei vollem Hause gespielt. 28.: Die vier Vormünder, Lustspiel oder besser Burleske aus dem Englischen. Das Stück habe gänzlich missfallen und man habe sogar gefürchtet, es nicht zu Ende spielen zu können. Es sei zum Namenstag von Braun gespielt worden. - Im Theater an der Wien habe man im Juni folgende neue Stücke gegeben: Der Schauspieler wider Willen, Lustspiel von Kotzebue, für dieses Theater von Duprée eingerichtet, worin der Bearbeiter neun Rollen spiele. Das Stück sei wenig goutiert worden. 28.: Die Neger auf Domingo vom Maler Ahrbeck, worin Madame Roose, Herr Klingmann und Madame Hruschka aufgetreten seien. Das Stück habe missfallen.- Mademoiselle Lange, Tochter des Schauspielers Lange, habe zum ersten Mal die Bühne als Zerlina im Don Juan betreten. Sie habe sehr gefallen, sei aber nicht engagiert worden. Lange habe das Lumpenhonorar zurückgewiesen. Folgende Schauspieler seien verreist: Herr Lange nach Graz, wo Roose vor einigen Wochen auch gewesen sei. Bernhard sei nach Ofen gegangen, Korn mit seiner Frau nach Prag, Koberwein mit seiner Frau nach Frankfurt, Ziegler nach Ungarn und Koch nach Stuttgart, wo der König einen Direktor fürs Theater suche. Der berühmte Dekorationsmaler Platzer sei gestorben. - Vor ein paar Tagen sei die neue Oper Das Admiral-Schiff gegeben worden. Treitschke sei in den Kulissen während dieser Vorstellung verletzt worden. Schikaneder verkaufe sein Gut in Nußdorf und gehe nach Augsburg, wo ihm der König eine Kirche und das Gebäude eines aufgehobenen Kloster schenken wolle, um daraus ein Theater zu bauen. - Ausführungen über den Verkauf der Hoftheater unter Erwähnung von Baron Braun, Sonnleithner, Pfersmann, Baron von Böck, Herrn von Röhrl [?], Herrn Escherich und den sieben Kavalieren. Über das Theater in der Leopoldstadt mache S. keine Ausführungen, sondern füge eine Stückliste bei. S. bitte um Entscheidung in Betreff des Stücks Die Braut durch Bestellung.

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