Von C. G. Reichard. Staßfurt, 10. April 1799. Mittwoch
Als R.s Vater, der Kammerrat des Prinzen
Ferdinand von Preußen gewesen war, starb, habe R. sein Studium
aufgeben müssen. R. habe damals Bekanntschaft mit den Schauspielern Unzelmann, Bessel, Reinwald, Teller und anderer gemacht, die
damals an Kochs Stelle mit Doebbelin gekommen seien. Dann sei R. von Herrn
Michel als Opern- und Ballett-Korrepetitor an das Hoftheater nach
Mecklenburg-Strelitz geholt worden, wo R. zwei Jahre auch Rollen gespielt habe.
Danach sei er zu Doebbelin nach Berlin als Orchestermusiker gegangen, dann zu
Herrn Wäser nach Breslau als Basssänger in der Oper, wo er 2 Jahre
und danach 3 Jahre bei dessen Frau
geblieben sei. Dann sei R. zu Joseph Seconda
nach Leipzig gegangen, der seine Truppe
jedoch verkleinern musste, sodass R. keine Stelle habe. R. bitte um ein Engagement. Er singe hohen Bass oder
Bariton. Sollte ein Engagement nicht möglich sein, möge I. R. eine
Theater-Konzession für das Herzogtum Magdeburg, das Fürstentum Halberstadt und die Mark
Brandenburg verschaffen. Die Einwohner der kleinen Städte würden
so gerne ein Theater besuchen, die Entfernung in die großen Städte sei zu weit
für sie.