Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 12. Dezember 1812. Dienstag

S. beglückwünscht I. zum glänzenden Ausgang seiner Reise. Pauline Wellenberg im Hoftheater (10.11.) hat sehr missfallen; allerdings zweifelt S. nicht daran, dass I. mit dieser ungesalzenen Wassersuppe ebenfalls heimgesucht worden ist. Am 26.10. gab man Wie man eine Hand umkehrt oder Der flatterhafte Ehemann frei bearbeitet von Bock nach Cumberland, mit einigen neuen Redensarten vom Sekretär Sonnleitner. Das Stück ist klassisch, aber auch veraltet, seine besten Situationen und Charaktere vielfach verwendet. In der großen musikalischen Akademie in der Reitschule am Josephsplatz wurde die Kantate Timotheus oder die Gewalt der Musik von Dryden, übersetzt von Ramler, mit der Musik von Händel, bearbeitet von Mozart, aufgeführt. 672 Ausführende hinterließen in der Reitschule einen kaum vorstellbaren Eindruck. Der Kaiser bestritt die Baukosten. Die erste Aufführung brachte 20.000, die zweite 17.000 Dukaten Einnahmen, die nach Abzug der Unkosten an die Bewohner des Schlachtfelds bei Wagram und an die Bewohner des abgebrannten Baden b. Wien gehen. Für eine große Hauptstadt wie Wien sei das aber nicht viel Geld. Im Theater am Kärtnertor gab es nichts Neues, im Theater an der Wien Johanna von Montfaucon und Die Hussiten vor Naumburg. S. beklagt die Einfallslosigkeit der Theater, aber auch bei den Hoftheatern die Verwirrung, Planlosigkeit und den Geldmangel. Lobkowitz habe sich einen Monat lang auf seinen Gütern aufgehalten, sei am 29.11. zurückgekehrt, habe aber leider kein Geld mitgebracht und verschanze sich vor seinen Gläubigern hinter der Dienerschaft. Die deutschen Schauspieler, die ganz vom Theater am Kärtnertor getrennt sind, nehmen jeden Monat über den Etat der Gagen hinaus 7000-8000 Dukaten ein. Doch wird das Geld entweder für das fürstliche Haus oder für die Oper verwendet. Duport bringt auch nicht mehr viel ein, die Menschen werden die Choreographien leid, außerdem hat er sich vor kurzem mit Mademoiselle Neumann zusammengetan und die Folgen dieser Verbindung sind schon sichtbar. Man spricht davon, dass die beiden Hoftheater wieder unter die unmittelbare Direktion des Hofes zurückkehren, es ist ja auch Zeit, dass eine starke Hand das Ruder dieses Schiffs ergreift. Man erwartet I. sehnsüchtig in Wien und hofft auf seinen Einfluss in der gegenwärtigen Lage. In einigen Tagen wird ein neues Trauerspiel in Versen gegeben: Germanicus, dann folgt Hedwig von Körner.

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* nicht vollständig edierte Akte

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