Von Johann Daniel Wilhelm Uhden. Berlin, 21. Juni 1811. Freitag
U. hatte von I. das Manuskript eines Schauspiels von Pius Alexander Wolff zur Begutachtung erhalten, aber wegen allgemeiner Geschäfte lange nicht
antworten können. Er erkennt im 5. Akt das Talent des Verfassers als
dramatischer Schriftsteller, dem auch ein ganzes Stück glücken würde, wenn er
lernen könnte, das Schickliche zu beachten, und seinen Geschmack zu
läutern u. zu schärfen. Der Mangel an Sinn für das Schickliche habe
sich schon in seinem Cäsario gezeigt. U. führt
Figuren an, die Ekel erzeugten oder deren Gewöhnlichkeit allgegenwärtig sei. Das
Stück könne in der gegenwärtigen Zeit, die durch Müßiggang,
Liederlichkeit u Egoismus von den Pflichten der Gesellschaft schon entwöhnt
worden, als willkommener Gährungstopf, leicht unseelige Explosionen
hervorrufen. U. beklagt außerdem die geschraubte Sprache des Haupthelden und
unsinnige Metaphern. Bloß um des Weines willen erlaube sich der Verfasser einmal
sogar einen Sprachfehler. Er hält die Aufführung für unschicklich und ist
überzeugt, dass es so nicht durch die Zensur kommen werde.