Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 19. September 1803. Montag

I.s Vorschlag sei schmeichelhaft und S. nehme ihn an. S. wolle ein genaues Verzeichnis von dem, was seit etwa anderthalb Jahren auf den Wiener Theatern mit Beifall gegeben worden sei, berichten. I. werde sehen, dass der Herr Zitterbart an der Wien mit seinen Opern dem Hoftheater gewaltig auf die Ferse trete und dass in der Leopoldstadt nichts Erhebliches gegeben worden sei. Die Ursache liege darin, dass nach dem Tode Marinellis niemand das Theater zu führen verstanden habe. Vor einem Monat sei es an Hensler verpachtet worden. Auf der Wieden sei Beschort aus Berlin in Armuth und Edelsinn zweimal mit großem Beifall aufgetreten. Man sage, Herr Zitterbart habe Beschort Anträge gemacht, mehrere Rollen zu spielen. Der Sänger Simoni komme wieder zur Italienischen Oper des Hoftheaters. Caché sei für die Lippert'schen Rollen am Hoftheater engagiert worden. Der bekannte Thaddädel Hasenhut beziehe bei Zitterbart sehr viel Gehalt. - Zum Hoftheater: Klingmann wolle zu Zitterbart, wenn Baron von Braun Klingmanns Forderungen nicht erfülle. Brockmann sei wieder gesund in Wien angekommen. Er sei entzückt über die ausgezeichnete Aufnahme in Berlin. Brockmann sei zuerst wieder im Regulus mit Beifall aufgetreten. Braun habe das Hoftheater für 12 Jahr mit unumschränkter Gewalt wieder erhalten. Die Freibillets sollen abgeschafft werden. Polyxenia, die neue griechische Tragödie von Collin, werde einstudiert und soll am Namenstag der Kaiserin gegeben werden. Am Namenstag des Kaisers werde Die Deutsche Familie, Bearbeitung des Romans Lorenz Stark von Engel, gegeben. Von Kotzebue gebe es das Trauerspiel Eduard in Schottland nach Duval. Kotzebue sei jetzt in Paris und wolle nach London gehen. Gerüchte und Witze über Kotzebue.- S. schicke weder Opern noch Bücher, weil er das Berliner Repertoire nicht kenne. I. möge sagen, was er wolle. Fragt, ob die Pakete durch das Arnsteinische Haus an Itzig in Berlin besorgt werden sollen. Es folgt eine mit Bewertungen versehene Auflistung von Stücken, die an folgenden Theatern gespielt wurden: Theater an der Wien, Hoftheater, Theater in der Leopoldstadt.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 30. Oktober 1803. Sonntag

Mit dem nächsten Postwagen erhalte I. das in der Beilage Verzeichnete. Das Sternenmädchen (leider nur den ersten Akt, weil der Kopist nicht fertig wurde). Das Stück koste 54 Florin. Moses von Süßmayr schicke S. samt Musik, damit I. selbst entscheiden könne. Das Stück koste ebenfalls 54 Florin. Der wohltäthige Derwisch (Manuskript), Die beiden Füchse (gedruckt), Die Haarlocke (gedruckt). Das Waldweibchen (gedruckt), bei Marinelli mit Beifall aufgeführt, schicke er ebenfalls zur Prüfung. Achilles (Manuskript). Ferner schicke S. den neuen Hoftheater-Almanach. Als eine kleine Attraktion: von mir Karl der Kühne überlasse S. zur beliebigen Disposition ohne Verbindlichkeit. S. habe dieses Stück vor Erscheinen der Johanna von Montfaucon geschrieben. S. habe es Kotzebue zum Lesen gegeben. Die Brüder als Nebenbuhler seien nicht abgeschrieben. Die Musik sei gut, das Buch aber schlecht. Die beyden Gefangenen seien beim Kopisten. S. habe gehört, dass Roose das kleine Stück Das war ich schon an I. geschickt habe. S. habe mit Treitschke gesprochen und dieser habe gesagt, das zweite Kapitel abgeschickt zu haben. In Zukunft wolle Treitschke seine Sachen durch S. versenden lassen. - Aufzählung verschiedener Stückte und deren Preise. - Die Haarlocke und den Pächter Robert habe er jüngst an der Wien mit sehr viel Beifall gesehen. Robert sei eine allerliebste Oper, die Musik sei von Lebrun, der Text von Seyfried übersetzt. Die Neuheiten im Hoftheater seien: Der Portugiesische Gasthof, aus dem Französischen von Treitschke, Musik von Cherubini. Diese Oper mache kein besonderes Glück. Die Oper sei eine Jugendarbeit von Cherubini. Morgen werde Der Onkel in Livree gegeben. Die Übersetzung sei von Treitschke, die Musik von Della Maria. S. schicke das Buch. - S. habe laut I.s Anweisung von Arnstein 100 Florin erhoben. - Ferner wurde vor einigen Tagen gegeben: Die Abentheuer auf Extrapost. Das Lustspiel mache kein Glück. Auf I.s Frage, ob Wien I. sehen wolle, antworte S. aufrichtig: Ganz Wien wünsche, I. zu sehen und zu bewundern. S. kenne keinen Wiener mit Geschmack und Bildung, der sich nicht mit Entzücken an den ersten dramatischen Künstler Deutschlands erinnere. Baron von Braun habe S. gesagt, es hänge nur von I. ab, in Wien zu spielen. - Polyxenia sei mit Pracht gegeben worden, habe aber nicht gefallen.