Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 9. Mai 1812. Samstag
S. vermutet, dass sein Brief Einfluss auf Ifflands Reise nach Wien haben wird. Er berichtet ausführlich von
den finanziellen Schwierigkeiten, die Pálffy
im Theater an der Wien hat; so
behaupte Pálffy zwar, er sei der alleinige Eigentümer, doch mindestens die
Hälfte des Kapitals stamme vom Hof und von anderen Gläubigern. Die Monatsgagen
zu April wurden statt zu Anfang des Monats erst am 17. bezahlt. Ausgezahlt
wurden Gehalt und Garderobengeld, aber die Spielremunerationen wurden
einbehalten, obwohl sie vertraglich vereinbart sind und die Mitglieder darauf
angewiesen sind, um Ausgaben wie Miete usw. zu bestreiten. Für S. betragen die
ausstehenden Remunerationen 200 Taler, die er dringend benötigt. Die Wochengage
ist gegen den Willen des Herrn Treitschke
ausgezahlt worden. Madame Kühne von
Breslau, die unglücklicherweise nicht gefallen hat und daher die 10 vertraglich
vereinbarten Rollen nicht geben kann, pocht vergebens auf das vertraglich
zugesicherte Honorar. Das Ensemble befindet sich außerdem in Auflösung,
verschiedene Schauspieler gehen in andere Städte. Es folgt der Spielplan für den
April: Gegeben worden sei am Hoftheater Der
Fremde mit Madame Brede (16.4.),
Toni von Körner - das Stück habe Beifall
erhalten (17.4.) -, Die Aussteuer (23.4.), Der häusliche Zwist und Armuth und Edelsinn (25.4.), sowie Minna von
Barnhelm, alle vier mit Madame Kühne. Im Theater an der Wien habe man
am 22.4. Die natürliche Zauberey aufgeführt, wo
die Musik, aber nicht das Stück, gefallen habe, am 24. Mahomet von Goethe nach
Voltaire mit Lange als Sopir (das Stück hat nicht gefallen), am 29.4. Die Jungfrau von Orleans mit Madame Kühne. Im
Theater in der Josephstadt spiele man Pygmalion
von Gewey. S. bittet darum, ihm 12 Dukaten
vorzustrecken, damit er aus seiner Geldverlegenheit kommt, doch ohne das
halbjährliche Honorar, das Ende Juni fällig wird, in Anspruch zu nehmen.