Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 3. März 1806. Montag
I. werde S.s Brief vom 2. mit der Claudine und dem
Januarbericht erhalten haben. - Neuheiten der Hoftheater im Februar: 6.: Das verlorene
Kind von Kotzebue. Das Stück sei
aufgeführt worden, weil es gedruckt sei und also nichts gekostet habe. Obwohl
Brockmann gespielt habe, habe das
Publikum das Stück für einen untergeschobenen Wechselbalg gehalten. - 17.: Die Schule der Frauen, Lustspiel von Kotzebue nach Molière, getreu und frei übersetzt. Man habe schon über die
Worte getreu und frei lachen müssen. Trotzdem Koch den Arnulph mit ganzer Kunst gespielt habe, sei das Stück
durchgefallen, weil man es pöbelhaft und possenhaft gefunden habe. - 25.: Faniska, eine große Oper in drei Akten von
Sonnleithner und Cherubini. Die Oper habe wegen der vielen neuen
musikalischen Gedanken gefallen. Heute sei die dritte Vorstellung, deren
Einnahme Cherubini erhalten werde. S. schicke demnächst das Buch. Die Italiener
seien nach dem Karneval gegangen, das Ballett komme wieder. Durch die
italienische Oper spare Braun jährlich 4000
Florin. Jetzt gebe es in beiden Hoftheatern deutsches Schauspiel und deutsche
Oper im Wechsel. - Nun heiße es, im Schweiße seines Angesichts sein Brot
verdienen. - Die Epidemie greife täglich mehr um sich und man habe täglich mehr
als 100 Tote. Die Russen würden das Nervenfieber verbreiteten. Auf dem Lande und
in Ungarn sei es noch viel schlimmer. Besonders arme Leute und das Militär
würden sterben. Auch am Theater seien viele krank, so der Baron und Lange. - Im Theater an der Wien habe man im Februar folgende
neue Stücke gegeben: 3.: Sargines, Oper von
Paër, übersetzt von Weigl. Dass diese meisterhafte Musik so wenig
Wirkung gemacht habe, habe an der Lausigkeit gelegen, mit der in diesem Theater
alles gegeben werde, und daran, dass man aus Ökonomie keine pompösen Dekorationen mache. - 9.: Die Schwestern von
Prag. Baumann vom Hoftheater sei
darin mit Beifall aufgetreten. Die Kasse habe 1700 Florin eingenommen und man
habe das Stück inzwischen schon fünfmal vor vollem Haus gespielt. - 15.: Die Eisenkönigin, Zauberoper von Schikaneder, habe wenig Glück gemacht. Schikaneder
gebe am 19. seine letzte Vorstellung, verkaufe sein Haus in Nußdorf und gehe nach Bayern. - Im
Leopoldstädtischen Theater habe man im Februar folgende Stücke gegeben: 4.:
Dämona, ein Feenmärchen mit Gesang. Das
Stück gefalle sehr. - 24.: Johanna von
Montfaucon.
Der Zulauf sei groß
gewesen, die Kasse und das Publikum hätten sich gut befunden. - Alle
Verehrer I.s würden den wärmsten Anteil an der Auszeichnung nehmen, die I. von
Alexander widerfahren sei, indem dieser
I. einen Ring von so großem Wert geschenkt habe. Man schätze an Alexander, dass
er große Verdienste zu würdigen wisse. - Carolus
Magnus, der zweite Teil von Die Deutschen
Kleinstädter, sei hier angekommen, werde aber nicht aufgeführt, weil
es ganz Posse von der niedrigsten Art sei.