Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Oktober 1805. Samstag
In beiden Hoftheatern habe man folgende neue
Stücke aufgeführt. September: 10.: Die Verläumder
von Kotzebue. Bayer, Mitglied des Ständischen Theaters in
Prag, sei zum ersten mal aufgetreten.
- 13.: Verbrechen aus Eifersucht mit Lange. - 14.: Julius Sabinus (Giulio Sabino). Herr Crescentini, der voriges Jahr gefeiert
worden sei, habe nicht gefallen. - 17.: Die
Hausfreunde. S. füge den Theaterzettel bei, damit I. die Besetzung
vor Augen habe. Die Herren Brockmann,
Krüger, Koch und Leifer hätten
vorzüglich gespielt. Das Stück sei innerhalb von 5 Tagen drei Mal gespielt
worden. - 20.: Othello. Herr Bayer, der sehr mittelmäßig sei, habe den
Othello gespielt. Lange, der sonst diese
Rolle spiele, sei unübertrefflich. - 24.: Milton von Jouy und Dieulafoy, übersetzt von Treitschke, Musik von Spontini, habe gefallen. - 27.: I
Temperamenti contrari, eine Farce mit Gesang, habe man nicht
sonderlich goutiert. Aber der Tenorist Sommariva, der in dem Stück aufgetreten sei, habe sehr gefallen.
- Im Theater an der Wien verdiene die Oper Palmer
von Burin Erwähnung. Das Werk habe allgemein
gefallen, die Eigensatz habe brilliert. S.
könne die Oper für 8 Dukaten verschaffen. Des Weiteren sei die Operette Alexis von Dalayrac für 6 Dukaten, List und
Zufall von Süßmayr für 8 Dukaten
und Der Belagerer oder die Wildnis bey
Florenz von Paër für 9 Dukaten zu
haben. - In der Leopoldstadt habe man nichts von Bedeutung geben. Schikaneder sei mit der Oberdirektion in höchster
Spannung. Kapellmeister Teyber sei
nach Odessa, wohin er engagiert sei,
abgereist. Brockmann habe seine Stelle als
Regisseur und Repräsentant wegen der Installation von Baron von Brauns
Bruder niedergelegt. Zitterbart werde, sagt man, den Prozess gegen die
jetzige Direktion an der Wien gewinnen. Herr Klingmann reise nach Stuttgart, München und
Frankfurt. - In Wien sehe es sehr
kriegerisch aus. Das Militär sei fast ganz abmarschiert. In Schönbrunn werde
alles zum Empfang des russischen Kaisers
vorbereitet. Der österreichische Kaiser
reise bald nach Ungarn zum Landtag.
- Madame Weißenthurn warte auf Antwort.