Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Juli 1812. Sonntag
S. gehe davon aus, dass die am 10. Juni abgeschickten Stücke angekommen seien: Körners
Die Braut, Der grüne Domino, Der
Nachtwächter und Toni im
Manuskript, dazu im Druck Die Zeiträume (3
Lustspiele), Franzisca von Foix,
Collin's Feyer und das Gedicht zur Erinnerung an Brockmann in 23
Exemplaren. Körner bittet um eine
schnelle Antwort; S. hebt noch einmal hervor, dass I.s Urteil für diesen jungen
Autor wichtig sei. Im Juni (nach dem 10.6.) liefen im Hoftheater: Am 17.6. Der Dichter
und der Schauspieler, ein Lustspiel, das dank der Leichtigkeit
im Plan und der Dialoge gefiel, und am 27.6. Die Pflegesöhne, ein Trauerspiel, das
seiner großen und herzergreifenden Situationenwegen sehr
großes Glück machte und das S. empfiehlt. S. bedauert die materielle Armut des
Publikums, das seinem Drang nach Schauspielen nicht mehr wie ehedem nachgeben
kann. Am 28.6. wurde Die Zauberflöte nach
längerer Zeit wieder gegeben, bei vollem Haus. Im Theater an der Wien wurden
aufgeführt: Am 11.6. Kotzebues
Die Abendstunde, am 12.6. Goethes
Mahomet nach Voltaire, mit Mademoiselle
Maaß, und am 13.6. Aschenbrödel
mit Mademoiselle Maaß, am 15.6. Die
Wunderkur von Costenoble nach
Molière (Molières Witz gefiele immer!), am 19.6. Tamerlan von Winter, wo die Musik sehr gut ankam und am 29.6. Don Juan mit einem Herrn Forti aus Pressburg in der Titelrolle. Am
29.6. gab die Familie Cogen
aus Paris Tänze auf dem hohen Seile!
wozu muß man nicht schon seine Zuflucht nehmen, um Leute in das Theater zu
bringen. Im Juli bleibt das Burgtheater geschlossen. Im Juni waren
die Theater in Wien - abgesehen von den Neuheiten - ziemlich leer. Pálffy lässt wieder die Zauberflöte geben und
liegt deswegen mit Lobkowitz im
Streit.