Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 24. Februar 1804. Freitag
I.s Schweigen besorge S., die Aufträge nicht zur Zufriedenheit erfüllt zu haben.
Doch die Wichtigkeit der vorgefallenen Veränderungen möge S.s gegenwärtiges
Schreiben entschuldigen. Am. 9. Februar sei die gesamte Deutsche Gesellschaft zu Herrn Viezedirektor Baron
von Braun bestellt worden. Braun habe
ihnen mitgeteilt, dass der Hof Braun das Theater mit weitreichenden Vollmachten
für 15 Jahre überlassen habe. Die Inspizienten seien: Lange, Brockmann, Weidmann, Klingmann, Koch, Roose, Ziegler
und Koberwein. Ihre Aufgaben seien:
Austeilung der Rollen, Bestimmung der Sitzungen und Proben, Besorgung des
ordentlichen Gangs der Stücke und Anordnung der Garderobe. Für Schreyvogel sei ein gewisser Sonnleithner bestimmt, welcher auch das
Theaterprotokoll zu führen habe. In Betreff des Honorars sei festgelegt worden,
das Ensemble in zwei Klassen zu teilen. Die erste Klasse, zu der auch die 8
Inspizienten gehörten, erhalte für jede Rolle 2 Florin, die zweite Klasse 1
Florin Remuneration. Das betreffe aber nur Mitglieder, die schon drei Jahre
engagiert seien. Weitere Details zum Honorar. - Der Eintritt des Hoftheaters
solle um einen Drittel erhöht werden. Am 11. Februar habe Baron von Braun von Zitterbart das Theater an der Wien für eine Million gekauft. Es
sei kein Hoftheater, sondern gehöre allein Braun. Die Zettel seien noch nicht verändert, es heiße weiter
privilegiertes Theater an der Wien. Sonnleithner sei Direktor dieses Theaters. Braun sei zum K. K.
Hofkommissar ernannt worden, um die Zölle in Galizien zu regulieren. Madame Nouseul sei gestorben. Brockmann sei genesen und in Die beiden
Klingsberge und im Regulus
aufgetreten. Der neue Ballettmeister Gallet, ein Schülers Noverres, mache viel Glück. Seine Ballette Ariadne und Bacchus und Die verliebten Thorheiten hätten viel
Sensation gemacht. - An der Wien und in der Leopoldstadt sei seit S.s letztem
Brief nichts Erhebliches gegeben. Doch mache die lokale Posse Die schwarze Redoute viel Aufsehen. Im
Theater an der Wien, würden heute Die
Soldaten, die in Hamburg so
erfolgreich gewesen seien, gegeben worden. Es folgt die Aufzählung der in den
Hoftheatern aufgeführten Stücke seit S.s. letztem Brief. In diesem Zusammenhang
Erwähnung von Madame Weißenthurn, Madame
Roose, Herrn Koberwein. Madame Adamberger habe sich vom Theater
verabschiedet. Sie sei aber nicht aufgetreten, sondern habe ihre Tochter geschickt. - Collin habe aus diesem Anlass ein kleines Stück
verfertigt: Der Gestörte Abschied.
Lange habe heute eine von Collin
verfasste Rede an das Publikum gehalten. Braun gehe nach Galizien, Schikaneder verlasse das Theater an der Wien und gehe auf sein
Landgut nach Nußdorf. S. wolle
wissen, wie sich I. in Betreff der Stücke Heurath
aus Konvention, Das Rendezvous ,
welche I. schon aus Wien mitgenommen habe, sowie Karl der Kühne und Der zerrissene
Brief entschieden habe.