Von Johann Georg Gern. München, 9. November 1800. Sonntag
G.s Entschluss, nach Berlin zu kommen, stehe
fest. G. sei in München gekränkt und
misshandelt worden, lieber würde er zu einer wandernden Gesellschaft gehen, als
zu bleiben. G. sei jetzt 41 Jahre und hoffe, noch 20 Jahre dem Publikum in
Preußen Vergnügen machen zu können. G. sei zufrieden, mit 1200 Reichstalern im Quittungsbuch zu stehen und weitere
300 einmal im Jahr zu erhalten. I. möge Reisegeld erwirken. G. wolle I. einige
Blicke in seine häusliche Verfassung
gewähren: G. habe einige Schulden, die 16 bis 17 hundert Gulden betragen.
G.s Frau habe bei ihren Eltern in
Mannheim auch keine Hilfe erhalten.
Schilderung der schwierigen finanziellen Familienverhältnisse. G. bitte um einen
Vorschuss. I. möge ab April ein Quartier für G., so billig als möglich und in
der Nähe des Theaters, besorgen. G.s Frau
freue sich auf Berlin, trenne sich nur ungern von einigen Freundinnen wie z. B.
der Mademoiselle Greuhm. G.s Frau
hoffe jedoch, I.s Frau als Freundin zu
gewinnen. - Beck sei seit 14 Tagen krank, G.
besuche ihn täglich, heute gehe er mit dem Herrn Hofprediger zu ihm. Becks Missvergnügen mit dem Münchner
Theaterunwesen steige täglich und er sehe ein, dass G. diesen Jammerort
verlasse. Die Kurfürstin habe ein
gesundes Kind bekommen. I. möge G. ein Verzeichnis der Opern, die in Berlin
gespielt werden, schicken. Sind neue dabei, möge I. die Rollen schicken, sodass
sie G. lernen könne. Erwähnung von Weber,
Cannabich, Weigl (Der Korsar), Paër (Der
Scheintote, Griselda, Camilla). In der Oper Camilla würden Madame
Cannabich und Herr Maurer debütieren. Die Übersetzung sei von
Ihlée, in Berlin würde sicher die Übersetzung von Herklots gemacht. - Es folgen Berichte über die politischen
Ereignisse in München.