Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 28. Juni 1804. Donnerstag
Entschuldigt sich wegen der verspäteten Antwort. S. habe erst Informationen über
die Theaterneuigkeiten
Wiens sammeln müssen. S. habe ein
Verzeichnis aller in den drei letzten Monaten aufgeführten Stücke angefertigt.
In Zukunft wolle er jeden Monat schreiben. Zum Theater an der Wien: Die Gefangene aus dem Französischen von Seyfried, Musik von Cherubini hätten ziemlich gefallen. Das
Narrenhaus habe einige Abende hindurch Unterhaltung gewährt. Johanna nach dem Französischen von Seyfried und Musik von Méhul habe gefallen. Spaß und
Ernst von Schikaneder sei nicht
übel. Pfändung und Personalarrest von Schikaneder und Teuber, die Musik habe missfallen. Doktor Guldenschmitt habe nicht gefallen. Der kleine Page nach dem Französischen von Seyfried und der Musik von Gallenberg sei durchgegangen. Tod und
Lebendig sei tot zur Welt gekommen. Die Pagenstreiche von Kotzebue
hätten nur für wenige Vorstellungen ausgereicht. Die
tiefe Trauer, Musik von Berton,
sei nur Spiel gewesen. Die Paläste von Russland
von Reinbeck seien nur einmal
gelaufen. Die Soldaten konnten nicht den zehnten
Teil des Hamburger Erfolgs erringen. Ariodan, Musik von Méhul, sei trotz prächtiger Kleider und der Musik nur viermal
gegeben worden. Das Portrait nach dem Tode des
Dieulafoy habe nur Wenigen gefallen.
List vermag alles sei schon vergessen. Tante Aurora nach dem Französischen des Longchamp, Musik von Boieldieu, habe nicht gefallen.
Das Stück
Der Perückenstock habe dasselbe Los gehabt. Die Kammerpagen des Villiers, Musik Isouard,
ebenfalls. Ein gewisser Herr Kuditsch, ein
vom Brünner Theater engagierter
Schauspieler, sei zum ersten Mal im Graf von
Waltron, in Lanassa und in Rollas Tod aufgetreten. Er habe eine schöne Figur
und viel Talent. Ausgebildet würde er für ein großes Theater in Betracht kommen.
Der Seelenverkäufer von Schildbach sei schlecht gelaufen. Madame Renner sei im Spiegel von
Arkadien mit Beifall aufgetreten. Die
Ähnlichkeit von Duval und
Della Maria sei öfter gegeben worden.
Liebe auf der Post von Picard habe kein Glück gemacht. Herr Krebs, erster Tenorist, habe als Tamino
in der Zauberflöte nicht gefallen. Herr Quandt, ehemaliger Schauspieldirektor in
Bamberg, habe als General in den Soldaten allen Kennern gefallen. Zitterbart wollte
ihn für seine Bühne, Quandt hätte jedoch ein
Engagement in Frankfurt angenommen. Samori von Huber und Vogler habe sich
keine gute Aufnahme verschaffen können. Der junge Herr
von Morowitz aus Leoben von Gewey
habe missfallen. Die Scheidewand mit der Musik
von Fischer habe wenig Wirkung gemacht.
20000 Thaler von Dorvigny habe auch keine bessere Aufnahme gefunden. Am 5. Juni
habe Herr Ludwig Porte mit seiner
Gesellschaft von Seiltänzern und Luftspringern gespielt. Er bekomme 1000 Dukaten
für drei Monate und spiele dreimal in der Woche. Porte bringe Geld ein. Die zwei Grenadiere hätten ziemlich gefallen. Die treuen Bürger von Schlenkert hätten ganz missfallen. Die
Ehemänner nach der Mode mit Musik von Seyfried seien mit heiler Haut davongekommen. I. sehe aus diesem
Verzeichnis, dass das Theater an der Wien fleißig gewesen sei. Man habe die
Absicht gehabt, dieses Theater auch zum Hoftheater zu machen, das sei aber nicht
geschehen. Es würden dem Theater Reformen bevorstehen, denn es sei nicht
gelungen, trotz Aufwand und Mühen, Geld einzubringen. Der Zustand der Kasse sei bedenklich. Ein Ludwig Porte und andere Coups seien der Beweis.
Herr Sonnleithner sei nicht der Mann, dem
Vorurteil, das man gegen dieses Theater habe, entgegenzuarbeiten. Die
öffentliche Meinung traue ihm wenig zu. Herr Caché sei wegen Sonnleithner
nicht gekommen. Man habe Schikaneder von
seinem Tuskulum in Nußdorf zurückholen
können. Sonnleithner trete Ende Juli ab. Herr Weidmann trete am 4. Juli in Die
unmögliche Sache auf. - Die Hoftheater: Mai: Der Ton unserer Zeit habe missfallen. Aline,
Königin von Golkonda habe wegen der Handlung und der Musik gefallen.
Der Sänger Vogel habe große Wirkung gemacht.
Hab' ich nicht Recht sei matt und gedehnt
gewesen. Der Dienstfertige habe sehr missfallen.
Der Papagoy von Kotzebue habe nicht gefallen. Verwirrung
ohne Laster habe nicht gefallen. Der
Kosakenoffizier von Dumonchau
habe nicht missfallen. Madame Renner,
Hofschauspielerin in München, sei im Mädchen von Marienburg aufgetreten. Sie habe
gefallen, sie sei eine praktische Schauspielerin, leider nicht mehr jung. In
Die Langmuth des Titus sei Viktoria Sessi, die Schwester der Baronin Natorp, aufgetreten. Sie habe Aufmunterung
erhalten. Eine dritte Schwester gehe nach
London. Zu weiteren Auftritten von
Madame Renner. Mitgefühl von Treitschke und Wranitzky habe äußerst missfallen. List
gegen Mißtrauen habe Frau Renner
mitgebracht. Es habe Beifall erhalten. Herr Crescentini sei zum ersten Mal in Romeo
e Giulietta aufgetreten. Der Sänger und die Oper hätten sehr
gefallen. Zum Vorteil von Herrn Brizzi seien
die Kantate Eloïse und Abéllard von Paër und Der Götterbund
in Österreich von Kapellmeister Trento gegeben worden. Madame Renner spielte zum vierten Mal in Die
Hagestolzen, ihre fünfte Rolle spielte sie in List gegen Mißtrauen. Die Renner solle am Hoftheater engagiert
werden, wenn der Kurfürst ihren Vertrag
löst. Madame Eigensatz sei am 16. in Die Hagestolzen aufgetreten. Man habe sie
herausgerufen. Herr Leißring aus Lemberg habe in den
stillen Wassern gespielt. Herr Eckard aus Prag habe im
Besuch und in Dienstpflicht gespielt. Als Besuch habe man es ihm verziehen. -
Juni: Der Kastrat Crescentini spielte Alonzo e Cora von Mayr zu seinem Benefiz. Das Stück sei weniger wirkungsvoll
gewesen als Romeo e Giulietta. Es folgen
detaillierte Ausführungen zum Vertrag von Crescentini, der mehr als irgendein deutscher Künstler verdiene.
Das Mißverständnis von Madame Weißenthurn sei nicht ohne Wirkung gewesen. Der rechte Weg sei nicht so erfolgreich gewesen.
Deserteur und kindliche Liebe hätten gefallen. Die
Verwiesenen auf Kamtschatka (der umgemodelte Benjowsky), eine recht artige Oper von Duval, Musik von Boieldieu,
übersetzt von Treitschke, habe sehr
gefallen. Das Haus habe gelärmt. Herr Demmer
sei in dieser Oper aufgetreten und habe viel Beifall geerntet. Die Liebe in Spanien von Baron Bilderbeck habe ein mittelmäßiges Schicksal gehabt. Für
den Namenstag des Vizedirektors studiere die
Gesellschaft heimlich Henriette oder der
Husarenraub. Heute trete ein junger Schauspieler namens Karschin auf, der von Staatsrat
Faßbender empfohlen worden sei. Am 1.
Juli würden die Ferien des Burgtheaters anfangen. Ludwig Porte und Konsorten würden das Kärntnertortheater
weiterbespielen. Herr Brockmann sei sehr
krank. Herr und Frau Roose würden während der Ferien in Breslau, Herr Klingmann in Grätz
spielen. Herr Lange gehe seiner Vergnügungen
wegen nach Oberösterreich. Herr Koch habe
keinen Plan, denn wegen der Krankheit von Brockmann habe er keinen Urlaub erhalten. Die Anderen blieben in
Wien. Herr Weidmann spiele im Theater an der Wien im Neusonntagskind, den Modesitten und Röschen und Collas.
Das Geschäft, das Baron Braun in Polen übernehmen sollte, habe sich zerschlagen,
wodurch er viel verliere, auch habe der Kaiser seinen jährlichen Zuschuss zum Hoftheater von 43 000
Florin der Kasse entzogen. Das Publikum würde sagen: ein Iffland, den man
sehnlichst erwarte, hätte dem Theater ein neues Relief gegeben. Man sage, dass
Iffland einen Ruf nach Petersburg für 5000
Rubel erhalten habe. Weitere Bemerkungen über S.s. Honorar für seine Berichte an
I. Die Gebühr für die Kopie des Achilles habe S.
noch nicht erhoben, weil er I.s Urteil über Moses
abwarten wolle. Über die von I. aus Wien mitgenommenen Stücke Das Rendezvous und die Heurath aus Konvention habe I. sich nicht geäußert, so das S.
annehme, sie taugten nichts. Auch über Karl der
Kühne und Der zerrissene Brief habe I.
geschwiegen. Jetzt schicke S. das Stück die Modepassion, das auf dem Hoftheater gegeben würde. Es sei ein
kleines niedliches Stück nach der Folie du Jour
von Boissy. Die beiden Teile des unruhigen Wanderers könne I. für 6 Dukaten haben.
Auch sei eine Bearbeitung des Georg Barnwell zu
haben. In Wien sei das Stück von der Zensur verboten, obwohl es unter Maria Theresia gegeben worden sei. Entschuldigung,
dass S.s langer Brief, der nun ein Buch geworden sei, I. viel Zeit raube und ihn
von den Musen und der Verwaltung des Theaters abhalte.