Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 3. September 1805. Dienstag

Im August seien an den Hoftheatern folgende neue Werke gespielt worden: 12.: Madame Koberwein aus Breslau sei im Stück Das Schmuckkästchen [= Die Stricknadeln] aufgetreten, sie habe nicht missfallen. 19.: Unbesonnenheiten, trotz des Spiels von Weidmann werde das Stück eines Unbekannten das Schicksal haben, gleich zu sterben. Wegen des Geldmangels nehme die Direktion jetzt Stücke von Studenten und anderen. Diese Ausgeburten würden dann nur einmal oder zweimal gespielt. 14.: Die Deutschen Kleinstädter. Die Koberwein habe mit Glück gespielt. 17.: Apollo als Hirt. Ballett von Gallet. Herr und Madame Coralli seien mit geteiltem Beifall aufgenommen worden. 19.: Der Ersatz mit Madame Koberwein. 24.: Die Jäger mit Madame Koberwein, die sehr gefallen habe. An diesem Tage habe sich der Theaterdiener Jakob Ostenrieder kurz vor der Probe von Die Jäger erschossen. Er sei verschuldet gewesen. 28.: Die heftige junge Frau von Sonnleithner. Der Baron habe La jeune femme colère in Paris gesehen und spreche mit Entzücken davon. Das Stück mache kein Glück. Man glaube, dass der deutsche Schauspieler in dem Konversationsstück das Runde, Gewandte, Belebende des französischen Schauspielers nicht besitze. Die deutsche und die italienische Oper haben bis 16. Ferien gehabt. -Theater an der Wien: 10.: Vestas Feuer, eine große Römische Oper von Schikaneder, Musik von Weigl. Das Werk habe gefallen und sei schon 14 Mal gegeben worden. Diese Oper und Swetards Zaubertal würden das Theater füllen. 22.: Das Mädchen als Husar. Große Pantomime. Man habe für dieses Werk viele Proben, die über acht Stunden gedauert hätten, gehalten. Man habe jedoch in Wien noch keine solch abscheuliche Absurdität auf ein regelmäßiges Theater gebracht. 15.: Das Fischermädchen von Neustadt von Stegmayer habe gefallen. - 27. und 28. Lodoiska, in diese von Cherubini dirigierte Oper habe man neue Gesangsstücke eingelegt. Allgemeiner Beifall. - 31.: Der Besuch nach dem Tode von Guttenberg habe sehr missfallen, offenbar mag solche Besuche keiner. - Im Leopoldstädtischen Theater: 2.: Der Mohr von Semegonda gefalle den Wienern. - 10.: Das Nixenreich werde sehr oft gegeben. - 29.: Telemach belustige die Wiener. - Es folgen Reflexionen über das Wiener Theater: Zu den Gagen von bestimmten Sängern und Cherubini, die mehr bekämen als die deutschen Schauspieler zusammen. Braun habe seinen Bruder Joseph als Stellvertreter ernannt, da Braun seine Güter beaufsichtigen müsse. Erwähnung von Sonnleithner, Brockmann, Leifer und Krüger. - Swetards Zaubertal könne I. für 9 Kreuzer haben. Lange habe in Graz sehr gefallen, Ballettmeister Gallet gehe ab.

Von Friedrich Karl Sannens. Wien, 5. Oktober 1805. Samstag

In beiden Hoftheatern habe man folgende neue Stücke aufgeführt. September: 10.: Die Verläumder von Kotzebue. Bayer, Mitglied des Ständischen Theaters in Prag, sei zum ersten mal aufgetreten. - 13.: Verbrechen aus Eifersucht mit Lange. - 14.: Julius Sabinus (Giulio Sabino). Herr Crescentini, der voriges Jahr gefeiert worden sei, habe nicht gefallen. - 17.: Die Hausfreunde. S. füge den Theaterzettel bei, damit I. die Besetzung vor Augen habe. Die Herren Brockmann, Krüger, Koch und Leifer hätten vorzüglich gespielt. Das Stück sei innerhalb von 5 Tagen drei Mal gespielt worden. - 20.: Othello. Herr Bayer, der sehr mittelmäßig sei, habe den Othello gespielt. Lange, der sonst diese Rolle spiele, sei unübertrefflich. - 24.: Milton von Jouy und Dieulafoy, übersetzt von Treitschke, Musik von Spontini, habe gefallen. - 27.: I Temperamenti contrari, eine Farce mit Gesang, habe man nicht sonderlich goutiert. Aber der Tenorist Sommariva, der in dem Stück aufgetreten sei, habe sehr gefallen. - Im Theater an der Wien verdiene die Oper Palmer von Burin Erwähnung. Das Werk habe allgemein gefallen, die Eigensatz habe brilliert. S. könne die Oper für 8 Dukaten verschaffen. Des Weiteren sei die Operette Alexis von Dalayrac für 6 Dukaten, List und Zufall von Süßmayr für 8 Dukaten und Der Belagerer oder die Wildnis bey Florenz von Paër für 9 Dukaten zu haben. - In der Leopoldstadt habe man nichts von Bedeutung geben. Schikaneder sei mit der Oberdirektion in höchster Spannung. Kapellmeister Teyber sei nach Odessa, wohin er engagiert sei, abgereist. Brockmann habe seine Stelle als Regisseur und Repräsentant wegen der Installation von Baron von Brauns Bruder niedergelegt. Zitterbart werde, sagt man, den Prozess gegen die jetzige Direktion an der Wien gewinnen. Herr Klingmann reise nach Stuttgart, München und Frankfurt. - In Wien sehe es sehr kriegerisch aus. Das Militär sei fast ganz abmarschiert. In Schönbrunn werde alles zum Empfang des russischen Kaisers vorbereitet. Der österreichische Kaiser reise bald nach Ungarn zum Landtag. - Madame Weißenthurn warte auf Antwort.

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